Piepei
Nori
Ly Thanh Le
Ly Thanh Le ist Gestalterin und Illustratorin in New York und plädiert für manuelle Arbeitsschritte und Entschleunigung in der digitalen Gestaltungswelt. Sie macht unglaublich gerne Dinge mit der Hand. Nicht nur bei der Arbeit, auch privat in der Küche. Das liegt an ihren Wurzeln, die in Vietnam liegen, und sich auch beim PiepEi „Nori“ erkennen lassen. Nori ist nämlich eine Meeresalge, die in der vietnamesischen Küche Verwendung findet. Außerdem hat diese Alge eine geschmeidige Optik, die wunderbar mit dem Ei harmoniert. Und somit ist das PiepEi „Nori“ ein kleines, funktionales Objekt mit dem Charme des Handgemachten.
HÄRTEGRADE/MELODIEN
weich / Schwanensee
mittelweich / In the Hall of the Mountain King
hart / Eine kleine Nachtmusik
Interview
Ly Thanh Le
BR Ly, wie würdest du das PiepEi „Nori“ in einem kurzen Satz beschreiben?
LT Ein kleines funktionales Objekt mit dem Charme des Handgemachten.
BR Dein Character PiepEi ist ein Geflecht aus feinen Linien. Was ist das Konzept hinter deinem PiepEi, und was verbirgt sich hinter dem Namen?
LT Die Form des Eis ist unperfekt und doch in sich völlig stimmig. Als ich Algen in einem großen Aquarium sah, dachte ich mir, wie schön es wäre, wenn diese weichen, seidigen Arme des Meeres das Ei umarmen würden.
BR Du hast einen vietnamesischen Background. Welchen Einfluss haben diese Wurzeln auf deine Arbeit?
LT Unendliche Geduld, den fast manischen Drang, alles mit der Hand machen zu wollen, und natürlich hat irgendwie doch wieder alles mit gutem Essen zu tun … hahaha.
BR Nach deinem Studium bist du nach New York gezogen. Hat dich das Leben in dieser Stadt verändert?
LT Ja, definitiv macht die Stadt etwas mit mir. Ich bin in allem schneller, effizienter, und zielstrebiger. Sie gibt mir mehr Input und Energie als jede andere Stadt, in der ich je gelebt habe. New York ist ein hartes Pflaster, aber man ist jeden Tag stolz, dort leben und arbeiten zu dürfen, neben der unendlichen Anzahl talentierter, interessanter Menschen aus aller Welt.
BR Du hast Grafikdesign studiert. Wie beeinflussen sich die Bereiche Grafikdesign und Illustration bei dir?
LT Ich bewege mich relativ impulsiv zwischen beiden Disziplinen hin und her. Und nehme mir was auch immer ich brauche, um ein Projekt gut auszuführen. Für mich sind die Grenzen fließend, es gibt kein richtig oder falsch. Aber häufig bekommen meine verspielten Illustrationen einen klaren grafischen Rahmen verpasst, sei es durch schlichte Typografie oder geometrische Formen.
BR Viele deiner Illustrationen basieren auf einer Tusche- und Federzeichnung. Was fasziniert dich an dieser Art zu zeichnen?
LT Es fühlt sich … „echt“ an. In einer digitalen Welt, in der man alles binnen Nanosekunden löschen und tausendfach kopieren kann, ist das die einzige Weise, für mich etwas Einzigartiges zu schaffen. Und das mit einem einzigen Atem, mit einer Handbewegung. Es ist auch eine Art Entschleunigung im Gestalten.
BR Eine deiner Leidenschaften ist das Kochen. Wie kam es dazu und wodurch definiert sich dein Kochstil?
LT Wenn man in einem sehr frauenlastigen und kochaffinen Zuhause aufgewachsen ist, kommt man nicht drumherum, irgendwann selbst zum Kochmesser zu greifen. Meine Familie hat mich nie vom Probieren neuer Speisen abgehalten, auch als ich noch ein Krabbelkind war. Diese immense Neugier kann ich beim Kochen voll und ganz ausleben. Es gibt keine Zutat und keine Zubereitungsweise, mit der ich nicht experimentieren würde.
BR In deiner Bachelorarbeit Vietnam – Eine kulinarische Identität hast du dich mit der vietnamesischen Küche beschäftigt. Kannst du uns mehr darüber erzählen?
LT Es sind in erster Linie Geschichten. Geschichten über meine Heimat, über meine Liebe zu ihr, und wie diese Liebe sich immer wieder in den wunderbaren Speisen Vietnams manifestiert. Ich habe eine emotionale und absolut sinnliche Verbindung mit der vietnamesischen Kulinarik, und in meinem Buch habe ich versucht, all diese Erlebnisse und Gefühle zu visualisieren und dem Leser diesen Kulturschatz nahezubringen. Die 100 ausgewählten Rezepte sind ein guter Einstieg in die vietnamesische Küche, wenn man von den Geschichten Appetit bekommen hat.
BR Du hast dein Ei nach einer Meeresalge benannt, die in verarbeiteter Form in der asiatischen Küche Verwendung findet. Gibt es in deinen Arbeiten öfter die Verbindung zwischen Illustration und Kochen?
LT Eigentlich nicht, aber anscheinend passieren diese Dinge oft intuitiv. Zum Beispiel habe ich letztens bei einem Projekt für ein amerikanisches Schuhlabel, ohne zu wissen warum, Ananas und Tintenfische als Muster auf das Leder gedruckt. Kochen hat wohl von allen kreativen Disziplinen den besten Humor.
BR Danke Ly!